Gedanken zum Jahresanfang
08.01.2016 00:44Ich wünsche allen ein friedliches und gesundes Jahr 2016. Es ist die Zeit für einen neuen Anfang, auch für einen neuen Versuch zur Abstinenz. Endlich von der Droge Alkohol loskommen, wieder ein normales Leben führen, nicht mehr trinken zu müssen. Einfach aufhören geht nicht, der Alkohol ist im Stoffwechsel eingebunden und dem Körper fehlt etwas zum normalen Leben. Der Chefarzt des örtlichen Landeskrankenhauses sagt immer, der Alkohol wirkt beim Kreislauf wie beim Autofahren die Bremse. Nehme ich nun den Alkohol weg kommt alles aus dem Gleichgewicht, Funktionen werden beschleunigt, es kommt zu erhöhtem Blutdruck, Herzrasen, Schweißausbrüchen und vielem mehr, halt die Entzugserscheinungen die jeder von uns und auch die Angehörigen kennen. Dieses alles wird bei der Entgiftung durch Medikamente gemildert. Es werden aber auch Medikamente verordnet die den Suchtdruck mildern können. Diese Medikamente sorgen aber nicht dafür, dass der Betreffende nie wieder das Verlangen nach dem Suchtmittel hat, auch sprechen sie nicht bei jedem Menschen in der gewünschten Weise an. Wozu werden sie dann verordnet (nicht jeder Hausarzt verschreibt sie), diese Medikamente sind wie bei der Hüft-oder Knie OP die Krücken, mit denen ich wieder das Laufen lerne, aber ich muss Üben den in der Ecke stehend nützen die besten Krücken nichts.Und damit sind wir beim Thema. Oft wird empfohlen das erste Glas stehen zu lassen, das ist aber nicht so leicht. Für mich war es nicht möglich zu sagen nur heute trinke ich nicht. Es war erdrückend und so habe ich beschlossen, einen Zeitraum zu wählen, den ich einhalten konnte, das war für mich eine Stunde. Danach habe ich eine weiter Stunde verlängert und so den ersten Tag der Abstinenz geschafft. Jetzt mögen Einige lächeln, aber die Schritte, die ich gehe, muss ich auch schaffen können sonst strauchele ich und falle um. Viele kleine Schritte ergeben auch einen Weg wenn er auch mühsamer ist. Auf diesem Weg muss ich jemanden haben, der sich mit der Krankheit Sucht auskennt. Einen Menschen mit dem ich über meine Probleme (die zwangsläufig bei jedem kommen) sprechen kann. Bei mir war es die Selbsthilfegruppe, hier soll es das Forum sein, wo sich jeder seine Sorgen und Nöte von der Seele schreiben kann. Und jetzt kommt etwas ganz wichtiges, wenn dieses Forum funktionieren soll, reicht es nicht, wenn ich anklicke „gefällt mir“ dadurch kommt kein Austausch zustande, denn der, der den Beitrag schreibt aber auch liest, benötigt eine Rückmeldung, sonst läuft das „Gespräch“ nicht. Und Karin hat Recht, wenn sie sagt, das Forum muss wieder lebendiger werden. Auch die Gedanken der Gäste, die das lesen möchte ich um eine Rückmeldung bitten und wenn es nur ein Zweizeiler ist.Ich möchte hier einmal zeigen wie es in der Selbsthilfegruppe funktioniert. Wir sprechen über unsere Probleme, dabei kann jeder sagen was ihn bedrückt, wichtig ist dabei das ich in der „ich Form“ spreche und nicht man könnte sondern ich möchte. (Es ist ein Versprechen an mich selbst, dem wichtigstem Menschen in meinem Leben.) Keiner wird belächelt oder gar beleidigt, weil ein Anderer hier kein Problem sieht, der Betroffene sieht den Lösungsweg nicht, er hat eine Blockade, sonst hätte er das Problem nicht. Sprechen über Sorgen und Nöte, aber auch über Schönes zu sprechen erleichtert und verbindet. Ich fühle mich in der Gruppe geborgen, mein Befinden bessert sich.Für heute genug und meine Bitte an Alle, antwortet Bis dahin eine schöne Zeit.
Heinrich
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Kommentare
Hallo Heinrich, ich werde dir die Tage zu deinem Beitrag etwas schreiben, denn im Moment bin ich müde und will nur noch ins Bett. Es gefällt mir, dass sich hier mal etwas bewegt.
Also bis dann.....
LG Friedel
Hallo Texi,
vielen Dank für Deine Antwort. Natürlich hast Du Recht das zum Neuen Jahr viele Vorsätze gefasst werden, die wir nicht einhalten wollen oder können. Aber wie oft sind wir als Wickelkinder beim Laufen lernen gefallen? Manchmal gab es auch richtig viel Tränen, weil wir uns sehr wehgetan haben. Trotzdem haben wir das Laufen gelernt und es war gut so. Warum sollte es nicht auch bei der Sucht oder anderen Vorsätzen funktionieren? Und noch eins war für mich wichtig, wenn meine Angetraute gesagt hat "Du trinkst zu viel", habe ich ihr gesagt "ich höre auf, aber jetzt schaffe ich es noch nicht" und das war nicht nur so daher gesagt, sondern kam aus meinem Inneren. Als dann der Arbeitgeber Druck gemacht hat war der Punkt erreicht und ich bin in die Entgiftung und dann in die Selbsthilfegruppe gegangen. Zu einer Therapie war ich nicht bereit ich habe zu sehr geschämt ein Alkoholiker zu sein. Ich bin meinem verstorbenen Hausarzt und der Selbsthilfegruppe dankbar für die vielen Stunden und die Gedult die beide mit mir gehabt haben und das sie mich stützten wenn ich schwankte denn zu Anfang habe ich sehr geschwankt.
Und jetzt wieder meine Bitte schreibt Eure Gedanken dazu auch wenn es nur wenige Worte sind es hilft und tut allen Gut die es lesen.
Heinrich
Hallo Heinrich, meine Antwort kommt ein bisschen verzögert. Seit einem Jahr warte ich, dass sich das Forum belebt und jetzt ist es soweit und ich habe wenig Zeit. Den Jahresanfang empfinde ich nicht als Grund etwas neues zu beginnen oder altes auszubauen. Viele Menschen nehmen sich etwas besonderes vor und können es dann doch nicht einhalten. Der Frust ist vorprogrammiert. Mein Weg in die Abstinenz hat 6 Jahre gedauert, war sehr mühsam aber letztendlich erfolgreich. Was dabei wichtig war erzähle ich vielleicht morgen.
LG Texi
Ja Theo.... vergessen sollten wir diese Zeit auf keinen Fall. Aber ohne Selbstvorwürfe. Die bringen jetzt nichts mehr. Für mich ist diese Zeit ein Lebensabschnitt, über den ich dankbar bin. Dankbar für all das, was ich im Zusammenhang mit meiner Suchterkrankung gelernt hab. Nur so bin ich gewachsen und die geworden, die ich heute bin.
Hallo Heinrich, auch noch ein frohes neues!
„…Krücken? ja …aber ich muss Üben, den in der Ecke stehend nützen die besten Krücken nichts.“
Das ist ein guter Spruch, und genau so habe ich Tabletten auch eingesetzt. Eins nehme ich noch heute. Obwohl ich über drei Jahre trocken bin und sie vielleicht gar nicht mehr brauche, werde ich den Teufel tun sie abzusetzen, denn ich empfinde, dass ich immer noch im Begriff bin wirklich Nüchtern zu werden, empfinde das ich sie, nach den Jahrzehnten langen Kampf gegen die Sucht, noch brauche. Sie und dieser Zeit des Ausruhens.
Das erste Glas stehen lassen! Wie oft hatte ich den Spruch gehört, als erstes Mal bei den AA`s: „Also so was Dummes, sowas kann nur einer sagen der keine Ahnung hat, gar kein richtiger Alkoholiker ist!“ sagte ich mir damals: „oder der so weit weg von der Sucht ist (damals war ich in einer Gruppe in der die meisten Jahrzehnte lang Trocken waren) dass er vergessen hat, wie es ist Suchtkrank zu sein. Dass er vergessen hat, wie es ist, wenn die letzte Flasche halbleer ist. Dass er vergessen hat, wie es ist morgens aufzuwachen mit diesem Geschmack im Mund und auf der Seele, da wir uns doch gestern geschworen hatten aufzuhören mit dem Trinken. Dass er vergessen hat, wie es sich anfühlt, wenn das ganze Leben einem unter den Fingern zerbröckelt. Dass er vergessen hat, wie es sich anhört, wenn Nachbarn und Arbeitskollegen und Freunde einem sagen, dass doch jeder Ochse schließlich weiß wann er genug hat.“
Heute sage ich auch: „Ich lasse das erste Glas einfach stehen!“ aber das war ein sehr langer Weg und es braucht halt seine Zeit, sehr viel an Spiegelgefächten (die meines Erachtens die schwärsten sind) und seine Zeit der Nüchternheit. Ich habe aber nichts vergessen und kann jeden verstehen der mit diesem Spruch nichts, oder noch nichts, anfangen kann.
Aber noch etwas Wichtiges habe ich gelernt: Reden! Reden! Reden!
Sei es in der Selbsthilfegruppe oder hier!!!
Hallo Heinrich, ich habe ähnliche Erfahrungen gemacht. Auch ich habe mit stundenweise Abstinenz angefangen. Ich war schon froh wenn ich eine Stunde später wie am Vortag getrunken habe. Hatte ich es dann geschafft, eine längere Zeit nichts zu trinken wusste ich gar ncht wohin mit meiner Freude. Mein Körper konnte mit so einem Hochgefühl gar nichts mehr anfangen. Schon war mein Rückfall vorprogramiert.
Ich würde mich gerne mit anderen austauschen und meine Erfahrungen weitergeben. Auch wenn ich jetzt schon über 20 Jahre trocken bin, wird dasThema immer aktuell bleiben.
Karin
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Hallo zusammen,
ich wollte ein bisschen was schreiben über meinen Weg in die Abstinenz und wer oder was mir dabei geholfen hat.
Leider fehlt mir momentan die Zeit und Geduld dafür. Die Mutter meines Freundes wurde nach Weihnachten mit erheblichem Pflegebedarf aus dem Krankenhaus entlassen. Heute Morgen hatte sie einen Herzstillstand und wurde reanimiert. Sie liegt auf der Intensivstation, die Ärzte machen keine Hoffnung. Ich bin nun beschäftigt mit drei völlig hilflosen Männern, die immer von ihr umsorgt wurden. Ich bin dankbar, dass ich das leisten kann, alkoholisiert ginge das überhaupt nicht. In solchen Stresssituationen habe ich früher nur nach irgendwas zum saufen Ausschau gehalten. Heute überhaupt nicht mehr. GsD. Ich melde mich wieder, wenn sich die Lage entspannt hat.
LG Texi