DRK-Selbsthilfe- und Informationszentrum in 64711 Erbach

19.02.2015 18:16 (zuletzt bearbeitet: 24.04.2016 12:42)
avatar  Friedel
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Das DRK-Selbsthilfe-und Informationszentrum?
Was ist das und was beinhaltet das?

Ja, das werde ich oft gefragt und weiß eigentlich keine aussagekräftige Antwort darauf. Es gibt vom Selbsthilfezentrum keinen Flyer und auch sonst keine Beschreibung und deshalb fällt es mir jetzt so schwer, die richtigen Worte zu finden, um die Bedeutung für die Selbsthilfegruppen oder überhaupt für die Menschen, die diese Räumlichkeiten aufsuchen und nutzen, für mich zu etwas ganz Besonderem machen.

Nach einigen Umzügen mit den Gruppen hatten wir endlich einen eigenen Gruppenraum. Für mich heute noch ein Wunder und ein wunderbares Geschenk, das uns das DRK machte. Der Gruppenraum ist etwas ganz Besonderes, denn für die Gruppen ist es ein wichtiger Ort, in dem sie sich öffnen können und wissen wo sie hingehören. Er sollte so eine Art Heimat sein, weil ein Wechsel der Gruppenräume oft Spuren der Trauer hinterlässt, denn es ist wie ein persönlicher Wegzug von den eigenen Räumlichkeiten. Die Räumlichkeiten können viel erzählen von Verzweiflung und Mutlosigkeit oder auch Hoffnung und den Beginn eines neuen Lebens.
In den Gruppenräumen können die Gruppenteilnehmer Sicherheit, Halt und Beständigkeit für sich selbst finden.

Ich hoffe ich konnte ausdrücken wie wichtig so ein Raum ist. Viele Menschen konnten dort von ihrer Sucht loskommen, Trauer bearbeiten, neuen Lebensmut schöpfen, Kraft tanken und viele Hilfestellungen und Informationen bekommen. „Gemeinsamkeit ist unsere Stärke“ war und ist unser Motto.

Nun möchte ich den Weg in den Treppenweg beschreiben:
Damals dachte ich, als unser Kreisgeschäftsführer, Holger Wießmann mir die Räumlichkeiten zeigte, na typisch, jetzt stellen sie uns aufs Abstellgleis, ab in die Schmuddelecke, denn der Treppenweg war nicht mehr gut in Schuss. Viele Geschäfte standen leer und waren zum Teil total verwahrlost.
Aber es war auch die Gelegenheit für die Gruppen, „Gemeinsamkeit ist unsere Stärke“ zu leben. Und die Angehörigengruppe machte den Anfang. Die Räume wurden von den Angehörigen renoviert, gestrichen, günstige Möbel angeschafft. Beim Renovieren passierte dann auch noch ein Unfall, Karlheinz, der auch helfen wollte, fiel von der Leiter und brach sich beide Arme und musste operiert werden. Eine Katastrophe für mich. Gott sei Dank ist Karlheinz heute wieder in Ordnung.

2008 war es dann endlich soweit: Eröffnung mit der Gesundheitsministerium Ulla Schmidt, Frau Dr. Erika Ober, DRK-Vorsitzender Konrad Bäumle, Frau Dr. Weber, Vizepräsidentin des DRK-Landesverbandes Wiesbaden, Landrat Schnur und natürlich viele viele Menschen aus den Gruppen. Wir waren total stolz darauf, dass wir endlich einen schönen Gruppenraum hatten und so viele Menschen zur Einweihungsfeier kamen. Öffentlichkeitsarbeit oder auch als Gruppe gesehen zu werden, ist für unsere Arbeit ganz wichtig. Es werden vielleicht auch Betroffene, die noch nicht den Weg in eine Gruppe gefunden haben, aufmerksam auf uns.

Immerhin hatten wir damals schon folgende Gruppen:

• für Menschen mit Suchtproblemen in Erbach, montags 1990
• Angehörigengruppe, dienstags 1993
• Krankenhaus Info-Gruppe, mittwochs 1999
• Sorgentelefon für Angehörige 1998
• Gruppe für Menschen mit Essstörungen,
jeden 1. und 3. Dienstag im Monat 2002
• Gesprächskreis Trauer, jeden 1. Mittwoch/Monat 2001
• CMA-Gruppe, donnerstags 2006


Dann kamen die Gruppen hinzu:

• Trauernde Kinder 2007
• Trauernde Eltern 2009
• Suchtgruppe in Reichelsheim 2009
• Gruppe für Menschen mit Angst und Depression 2009
• Angehörigengruppe montags nachmittags 2010
• Kaufsuchtgruppe 2011
• Gruppe für Angehörige von Messies 2011
• Gruppe für Frauen mit Suchtproblemen 2013

• Und dann kam die Erbacher DRK-Krebsgruppe noch dazu!

Nach anfänglichem Misstrauen der vielen Menschen, die täglich rauf und runter den Treppenweg passieren, siegte die Neugierde. Was macht denn das DRK da? Viele stehen oft an den Anzeigetafeln und lesen, was es alles für Angebote hier gibt. Manche schütteln den Kopf oder ich höre wie sie sagen: Was, es gibt auch Kaufsuchtgruppen, Anna, da kannst Du mal hingehen, denn Du gehst auch zu oft zum Einkaufen!
Oder es kommen auch viele einfach durch die Tür und erkundigen sich, wie sie wem helfen könnten. Kinder schlagen sich die Knie auf und benötigen ein Pflaster, jemand will etwas über den Hausnotruf wissen oder es fragt mich jemand: Haben sie einen Moment Zeit für mich, denn ich habe ein Problem? Oder ich gebe einfach ein Glas Wasser einer Frau oder einem Mann, die Schwierigkeiten haben, bei großer Hitze die vielen Treppen hinauf zu laufen. Ich biete ihnen einen Stuhl oder eine Tasse Kaffee an. So kommt man auch ins Gespräch und das Rote Kreuz wird gelobt, dass es so eine Einrichtung gibt.

Die Räumlichkeiten im Treppenweg sind zu einer wichtigen Begegnungsstätte geworden. An manchen Tagen komme ich überhaupt nicht zu meinen zusätzlichen Verwaltungsaufgaben. Es finden dort auch die monatlichen Großteam-Treffen der DRK-Suchthilfe (mit dem Kreisgeschäftsführer) und dem Netzwerk Sucht (alle relevanten Suchteinrichtungen im Odenwaldkreis) statt.

Im Selbsthilfezentrum vergebe ich telefonisch Termine für Erstgespräche mit Menschen, die z.B. wegen Trauer oder Suchtproblemen mit mir sprechen wollen. Bei dem Erstgespräch stellt sich oft heraus, was diese Menschen dringend benötigen. Denn von meiner Ausbildung her und meiner 30jährigen Erfahrung im Suchtbereich als Betroffene erlaube ich mir zu beurteilen, was Menschen in Not dringend benötigen. Ob für sie eine Selbsthilfegruppe reicht oder ob sie weiterführende Therapiegespräche in einer Beratungsstelle benötigen oder auch evtl. mit einem Psychotherapeuten Kontakt aufnehmen sollten. Oft stelle ich auch den Kontakt zu einer Beratungsstelle im Odenwaldkreis her, denn ich bin Mitglied in einem Netzwerk Sucht, in dem sich alle relevanten Bereiche der Sucht befinden. Das macht die Terminvereinbarung hilfreicher, denn mein persönlicher Kontakt mit diesen Stellen bzw. den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern kommt den Klienten zu Gute.
Oft kann ich auch die Angst vor einem erstem Besuch in eine Selbsthilfegruppe etwas nehmen. Ich vermittle die Menschen nicht nur in eine DRK-Gruppe, sondern ich stelle auch immer alle Gruppen (AA, Kreuzbund oder die freien Gruppen in Bad König und Steinbach) im Odenwaldkreis vor und empfehle den Klienten, dass sie sich alle einmal anschauen sollten, damit sie ein Gefühl für die Gruppe bekommen. Ich biete ihnen auch an, dass ich sie bei einem Erstbesuch begleiten kann, das nimmt oft auch noch einmal die Angst vor dem Besuch in einer Gruppe.
Außerdem unterstütze ich Menschen, die eine Selbsthilfegruppe initiieren wollen in Form von gemeinsamen Erstellen von Presseartikeln, das Ausfüllen von Anträgen an die Krankenkassen zwecks finanzieller Unterstützung und das zur Verfügungstellen von Räumlichkeiten. Oder auch eine anfängliche gemeinsame Gruppenbegleitung. Außerdem bietet das DRK auch Gruppensprecher-Schulungen an und jährlich einmal im Jahr ein bundesweites Seminar mit wechselnden Themen mit ca. 32 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus allen Gruppen. Die Krönung aber ist alle zwei Jahre das bundesweite Treffen aller DRK-Gruppen. Hier treffen sich alle DRK-Gruppen zu einem Erfahrungsaustausch.

Gerade bei einem Erstbesuch in einem Trauerkreis ist es oft auch sehr hilfreich, dass ich den Trauernden anbiete sie abzuholen für den Gesprächskreis. Hier im Odenwaldkreis ist es im Winter oft beschwerlich für sie in eine Gruppe zu kommen oder sie haben witterungsbedingt verständlicherweise Angst mit dem Auto abends zu fahren.

Jeden Dienstag und Donnerstag wird eine feste Sprechstunde angeboten. Diese wird nicht nur von Interessierten aus den verschiedensten Selbsthilfegruppen wahrgenommen, sondern auch Bürgerinnen und Bürger aus dem Odenwaldkreis nutzen die Möglichkeit, sich vor Ort über die Angebote des DRK zu informieren.


Erbach, 24.04.2016


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19.02.2015 19:12
avatar  ( Gast )
#2
Gast
( Gast )

Das DRK-Selbsthilfe- und Informationszentrum bietet ja so tolle Möglichkeiten, in dem Umfang habe ich das nicht erwartet. Tolle Arbeit, die ihr da leistet und Friedel ist besonders hervorzuheben.

LG Texi


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29.08.2015 08:30 (zuletzt bearbeitet: 30.08.2015 02:42)
avatar  Theodor
#3
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Bankmitarbeiter helfen DRK-Selbsthilfegruppen.


Eine Tolle Sache! Vor allem wenn man bedenkt, das es sich um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, nicht die Sparkasse selbst, handelt die hier gespendet haben!


Mehr darüber unter: Darmstädter Echo und Sparkasse ODW

Theodor


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