Hallo in die Runde!

19.01.2021 21:33 (zuletzt bearbeitet: 19.01.2021 21:37)
#1
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erst einmal möchte ich Theo für seinen unermüdlichen Einsatz und viele informative Beiträge danken!

Jetzt einfach mal so ein paar zusammengefasste Gedanken von mir...

Welches Krankenhaus hat recht?

Hallo in die Runde,

ich bemühe mich sehr, meist trocken wie die Wüste Gobi zu sein – gelingt mir oft aber nicht immer.

Die 112 wähle ich nur, wenn die Entzugserscheinungen zu heftig werden, (ist seltsamerweise nicht immer der Fall...)

Kam in den letzten Jahren zweimal vor.

Erster Fall: Da Erbrechen dabei war, landete ich in einem „normalen“ Krankenhaus. Behandlung: EKG. zwei Tavor, Infusion und fertig.

Man wollte mich nach ein paar Stunden wieder raus werfen – ich entgegnete: „Halt“ - erst mal sehen, ob ich zumindest Flüssigkeit über längere Zeit behalten kann.“ Daraufhin durfte ich noch die Nacht in einer „Abstellkammer“ der Nothilfe bleiben.

****

Zweiter Fall: Ich landete in einer „Fachklinik“ u.a. für Suchterkrankungen. Behandlung: EKG, Infusion, Diazepam. Fertig. Zwei kurze Arztgespräche – Psychologe, Therapie? Null! Als einziger Nichtraucher auf der Station fühlt man sich etwas ausgeschlossen, da 99% des sozialen Lebens im Raucherraum stattfindet.

Dieser gehört in einem Krankenhaus m.E. weg! Es gibt einen Fernsehraum, wo ständig „Hartz aber herzlich etc.“ läuft. 3Sat ARTE, ZDF-Info, tagesschau24 offenbar völlig unbekannt.

Es gibt einen weiteren Aufenthaltsraum, der meistens leer ist – hat bequeme Sitzmöbel – da wären doch täglich ständig psychologische/ärztliche Gespräche über etwa drei Stunden möglich – gibt es aber nicht.

Nach einer Woche wurde mir das große Nichts zu viel und verabschiedete mich „gegen ärztlichen Rat“.

Im zu unterschreibenden Formular stand ein halbes dutzend mal „Risiko Tod“ drin. Das kann ich aber auch in der Klinik haben – nachts und am Wochenende ist EIN Arzt für das große Gelände zuständig – da ist der Notarzt schneller da!

Hoch loben möchte ich das Pflegeteam der Station X/X – auch die die zuständigen Stationsärztinnen. Der Oberarzt hingegen hat m.E. den Beruf verfehlt.

Welche Klinik hat nun recht…? Was meint Ihr?

Also ich fühlte mich im "normalen" Krankenhaus besser. Man wurde nie wie ein suizidgefähdetes Kleinkind behandelt sondern als Mensch!

Was das jedes mal laut elektronischer Patientenquittung gekostet hat erspare ich Euch mal…. Vierstellig!

Die wirklich nötigen Medikamente wären in jeder Apotheke für etwa 20 Euro zu haben.

Die Behandlung von Alkoholismus ist nur Geldmache hoch 17!

Warum nicht beim Hausarzt: „Ich möchte (zeit weise) auf Alk verzichten – fünf Tavor oder Diazepam bitte“ – fertig!

Aber es heißt nur : Klinik, Klinik, Klinik! Obwohl da man dort nur rumliegt und herumsitzt – als Nichtraucher besonders, da mich keine zehn Pferde in den Raucherraum bringen.

Arztgespräche? Ein paar Minuten. Psychologische Gespräche? NULL!

Wozu dann eine Klinik?

Ich weiß es nicht!


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20.01.2021 09:23 (zuletzt bearbeitet: 20.01.2021 09:30)
avatar  Theodor
#2
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Hallo Chris,
ich begrüße dich in unserem Forum.
Danke für dein Lob, tut echt mal gut! …aber ich mach es gerne!
Ja, dein Thema: Krankenhaus, Psychiatrie? oder besser allein mit einem Arzt? Das kenne ich allzu gut!
Ich stand auch sehr oft vor dieser Frage. Vor allem in der Zeit als ich wie ein Besessener aufzuhören versuchte. Das war in den Jahren 2002 bis 2010. Vorher habe ich gefühlt, an die 100 Entgiftungen gemacht, natürlich alle nicht freiwillig, sondern meist, nachdem man mich irgendwo gefunden hatte, oder ich mit Beschluss eingeliefert wurde. Da ich mich damals umbringen / totsaufen wollte, war es mir egal, ich ertrug alles um mich rum mit dem einzigen Gedanken, dass ich mir (wenn ich es überstehe) sowieso wieder eine Flasche Whisky über den Kopf schütte.
Das änderte sich alles als ich Hilfe wollte! …denn hier begann eine Zeit, in der ich regelrecht in der Tretmühle der Psychiatrie gefangen wurde. Als erstes lernte ich das es verdammt schwer ist, überhaupt irgendwo aufgenommen zu werden, wenn man nach Hilfe schreit: „Versuchen sie Morgen oder Übermorgen noch mal anzurufen!“ „Tut uns leid, wir können niemanden aufnehmen.“ „Trinken sie halt weiter und versuchen sie es später noch mal“ und und und. Ich hatte wirklich, in totaler Verzweiflung, manchmal an der Tür gekratzt! Nichts! Irgendwann kam ich dahinter, dass nur das böse Wort >Selbstmord< half, um hereinzukommen. Aber nach dem du es gesagt hattest bekamst du auch die schlimmsten Repressalien zu spüren. Die Ärzte, die ich damals hatte setzten mich erst mal unter schwärst abhängig machende Medikamente, die ich in meiner ersten Therapie, unter Schmerzen, entwöhnen musste. Sonnst hatten sie mir nichts zu geben. Aber ich muss auch sagen, dass es in dieser Zeit auch unerwartete Hilfe gab, z.B. durch die Nachtschwester, dir mir einfach mal die Hand hielt, wenn ich wie jede Nacht, im Flur saß! Eigentlich waren es immer die „Eine Schwestern“ die mich durch diese Zeit brachten!
Der Raucherraum!!! Tja, wenn du Nichtraucher bist hast du schlechte Karten auf einer Entwöhnungs Station!!! Wo willst´e den dahin? Ist genau so wie du es beschrieben hast! Nun, ich bin Raucher und ich fand es im Raucherraum am besten, denn dort gabs Kaffee und spielte sich das ganze leben ab. Aber mit der zeit und der Tatsache, dass ich auch ein Drehtürpatient geworden war, „Ah …dat Theosche! Biste auch wieder da! …schön dich zu sehen!?“ kotzte mich das alles an.
Im Krankenhaus. Dort hab ich auch so mansche Entgiftung gemacht. Gut man hatte seine Ruhe! Aber wollte ich das auch? Ne, und wie man dort manchmal angesehen wurde, vor allem von den Ärzten, die, wie ich merkte, (ich hab da nen unheimlichen Blick für bekommen in den Jahren) selbst Probleme hatten. Na und morgens bekam ich Distra, „Ach wissen sie was Herr Weiler, ich lege sie ihnen alle hin, dann können sie sich sie ja holen wie sie wollen!“ Kannst dir ja vorstellen was ich machte und von der Ablösung bekam ich noch mal die gleiche Menge hingestellt! Aber auch hier war wieder diese `eine Nachtschwester` die mir das Händchen hielt, wenn ich in der Nacht weinte!
Ich denke heute, mit dem Abstand der Jahre oft, ob mir das (auch die Therapien 6 an der Zahl) geholfen hat. Ich denke nein, aber vielleicht musste ich da auch überall durch, um zu merken was ich wirklich will! Endlich nüchtern und zufrieden Leben Dürfen!!
Im Endeffekt war es meine eigene Kraft, ein verdammt guter Arzt und meine Selbsthilfegruppe, die mir halfen seit Weinachten 2010 trocken zu sein.
Es war schwer diesen Arzt zu finden, der dir diese >Notfall Tabletten<, auch wirklich gibt.
Der auch mal ein Trostwort zur Hand hat oder der wie meiner sagte: „Sie sind hier der Spezialist, wenn Sie sagen das sie das oder das brauchen denn gebe ich ihnen das auch.“
Aber, wie gesagt, sie sind schwer zu finden!!! Man muss halt suchen und weitersuchen bis man sie findet. Genau wie die Selbsthilfegruppe, die zu einem passt. Es ist schwer, aber zu packen.
Denn in der Tretmühle der Psychiatrie will ich nie mehr enden.
Siehst du, die Jahre haben mir doch was gebracht. Wie alles auf meinem Weg, …ich musste da wohl durch um der zu sein der ich heute bin!
Aber das muss es ja nicht für jeden gelten, …jeder muss seinen eigenen finden und ich bin froh darüber wenn es andere leichter haben!
Ich kann dich aber gut verstehen. Wozu eine Klinik?
Ich weiß es aber auch nicht!

Theodor


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27.01.2021 13:40
avatar  Friedel
#3
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Hallo,

ja, Theo, heute stellst du fest, dass dir die Kiniken etc. etc. doch etwas gebracht haben! Das ist doch toll!
Als ich zum Entgiften acht Wochen in Heppenheim in der Psychiatrie war, stellte ich auch immer auf Nachfragen von anderen noch "Leidenden" fest, dass mir das Ganze nichts gebracht hat. Heute weiß ich, dass es an mir lag, da ich noch total zu war in meinem Innern und nichts an mich heranlassen konnte. Ich verstand oder konnte noch nicht verstehen, dass die Sucht eine Krankheit ist und nur ich diese Krankheit zum Stillstand bringen konnte. Ein langer Weg.... und ich musste noch durch die Hölle gehen um zu erkennen, entweder verrecke ich oder ich hole mir Hilfe, damit ich mit der Sauferei aufhören kann. Ich gehe heute noch regelmäßig in die Gruppe.
So muss jeder seinen eigenen Weg finden aufzuhören oder.......weitersaufen!

Ein schwerer Weg, aber ein guter!

Friedel


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