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Alkoholsucht: Zu wenig Hilfe für Senioren
Bad Fredeburg - Die Zahlen sind erschreckend: 17 bis 20 Millionen Deutsche betreiben einen riskanten Alkoholkonsum und drohen in eine Sucht abzurutschen, mehrere Millionen trinken regelmäßig so viel, dass ihr Alkoholkonsum bereits Schäden verursacht und ein bis zwei Millionen Menschen sind abhängig, warnt Dr. Dieter Geyer, leitender Arzt der Fachklinik Fredeburg und einer der führenden Suchtexperten in Deutschland.
Besonders dramatisch ist die Situation bei älteren Menschen. Dr. Geyer: „Sucht galt lange als Phänomen jüngerer Menschen. Zu unrecht. Sucht im Alter wird immer mehr zu einem ernsthaften Problem. Jeder siebte Pflegebedürftige hat ein Suchtproblem. Bei den über 60-Jährigen sind über 400.000 Menschen alkoholkrank. Hinzu kommen andere Suchterkrankungen, vor allem die Medikamentenabhängigkeit."
Warum gerade ältere Menschen in die Sucht abrutschen, hat mehrere Gründe. „Themen wie Krankheit und Tod, Depression und Trauer werden im Alter immer dominanter. Viele Menschen scheitern an dieser Entwicklungsaufgabe und versuchen sich mit Suchtmitteln zu betäuben. Gleichzeitig verstoffwechselt der ältere Mensch schlechter als der junge. Dies bedeutet, dass bereits eine geringere Dosis Schäden verursachen kann. Und natürlich gibt es auch jene Menschen, die mit ihrer Sucht alt geworden sind."
Dr. Geyer rät deshalb dringend zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit legalen Drogen wie Alkohol und Arzneimitteln. „Auch scheinbar harmlose Schlaf-, Beruhigungs- und Schmerzmittel dürfen nur in der akuten Phase einer Erkrankung verabreicht werden. Wer solche Tabletten länger als vier bis sechs Wochen einnimmt, riskiert in die Medikamentenabhängigkeit abzurutschen." Auch beim Thema Alkohol rät Dr. Geyer zur Zurückhaltung. „Deutschland ist eine alkoholaffine Gesellschaft. Unsere Umgebung erwartet, dass wir zu diversen Gelegenheiten Alkohol zu uns nehmen, aber ohne damit ein Problem zu haben." Sein Rat: „Trinken Sie maßvoll. Das bedeutet für Frauen ein Glas Wein pro Tag, für Männer maximal das Doppelte. Und legen Sie pro Woche zwei bis drei alkoholfreie Tage ein. Und wenn Ihr Partner das gesunde Maß nicht findet, sprechen Sie ihn bestimmt, aber ruhig darauf an. Sucht ist eine Krankheit und die Betroffenen brauchen unsere Hilfe. Aber die gute Nachricht ist: Die Krankheit Sucht kann man heilen."
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