...nach dem Trocken werden!

08.01.2015 11:51 (zuletzt bearbeitet: 09.02.2015 15:53)
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#1
Gast
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Hallo Leute,
…kennt ihr das auch?
Vielleicht sollte ich Euch vorher etwas über mich erzählen, also ich bin der Theodor bin 51 Jahre alt und seit meinem ersten Besäufnis (ich muss so 14Jahre alt gewesen sein) Alkoholiker. Die Diagnose schwerst depressiv ging dabei immer Hand in Hand. Nur ich konnte damit nie etwas anfangen! Ich fand mich nie depressiv ganz im Gegenteil.
Vielleicht war es deshalb so erschreckend, als ich nach dem ersten Jahr Nüchternheit, sie im vollen Umfang kennenlernte. Es fing an, dass ich ständig Gedanken an den Tod hatte, dann kam eins nach dem anderen dazu. Z.b. das ich vor 3Jahren einen Schlaganfall hatte den ich immer verdrängte, jetzt bekam ich bei dem Gedanken immer mehr Panikattacken. Ich traute mich nicht mehr vor die Tür weil ich Angst hatte ich könnte irgendwo umfallen. Es auszuhalten gelang mir nur im Bett, mit Telefon und Handy neben auf meinem Kissen (für den Fall dass ich Hilfe bräuchte, ein Witz, da ich sterben wollte.)
Ich wusste, dass nur ne Flasche Whisky mich retten könnte. Aber da ich den Schritt zurück auf keinen Fall gehen wollte, dachte ich, dass ich es nur nüchtern durchstehen konnte. Ich zwang mich mit meinem Psychologen in ständigem Kontakt zu bleiben, ihm konnte ich mich voll anvertrauen, was ein wahrer Segen war. Wir probierten viele Tabletten aus (wir reden hier von Wochen die ich ihnen Zeit lassen musste, nur um zu merken dass sie nicht helfen) bis wir endlich ein Medikament gefunden hatten.
Seit dem geht es mir gut. Es ist schön zu sehen wie viele Menschen (…ich ging jede Woche in die Selbsthilfegruppe, das war der einzige Platz wo ich über mich reden konnte, sie waren sicher auch ganz schön geschockt von mir. Aber sie ließen mir immer Raum. ) sich für mich freuen.
Das schlimmste war, dass ich alles bewusst erlebte! ... aber ihr seht auch, dass es auszuhalten ist.
Wie schön ist es jetzt mit offenen Augen durchs Leben zu gehen und ich habe gelernt, dass das das wichtigste ist. Aushalten und reden reden reden! Ich habe zwar Angst, dass es wiederkommen wird, aber nicht solche Angst, die mich noch einmal lähmen könnte. Ich fühle mich wie nach einem Krieg ohne Gewinner oder Verlierer, und kann mich endlich einmal ausruhen.
In all der Hilflosigkeit sagte ich mir immer den einen Satz. „das einzige das mich umbringen wird ist die Flasche, alles andere ist auszuhalten!!!“

hat jemand ähnliche Erfahrungen


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01.02.2015 17:41
avatar  Texi
#2
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Ich war depressiv seit ich denken kann, nur hatte ich früher keinen Namen für meine Traurigkeit, mein Anders-Sein. Seit meiner Jugend fühlte ich mich auch zu Alkohol hingezogen, er hat mir von Anfang an geschmeckt. Bis ich ca. 30 war konsumierte ich aber nicht mehr als andere. Dann begann mein Ehe-Krieg und ich fing an täglich zu trinken. Zuerst half es gegen meine Depressionen, dann wurde es immer schlimmer. Zum Arzt ging ich nicht, hab immer weiter gemacht bis zu meinem ersten Suizid-Versuch. Ich habe Tabletten genommen, gesoffen oder beides zusammen, war bei vielen Ärzten und in
der Psychiatrie. Richtig gut ging es mir nie. Allerdings habe ich viel gelernt in diesen Jahren und als ich vor 3 Jahren mich von meiner Krankheit erholte, konnte ich vieles davon anwenden. Siehe da es half. Wo andere ihren Lebenswillen verloren hätten, kam meiner zurück. Seitdem hatte ich keine Depressionen mehr, ich fühle mich heute seelisch so ausgeglichen wie noch nie. Was soll mir noch passieren? Ich freue mich über jeden Tag. Wunder geschehn!


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10.03.2015 10:53 (zuletzt bearbeitet: 10.03.2015 10:54)
#3
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Was war zuerst da, der Alk oder die Depri? ich war wegen Burnout usw. 2,5 Jahre "Entspannungstrinker" nach Feierabend, jeden Abend bis zur Bettschwere, aber nur soviel, dass ich am nächsten Morgen wieder Auto fahren durfte, außer am Wochenende, wenn ich kein Auto brauchte. Bin aber seit dem 9.5.2006 trocken. Nach anfänglicher Euphorie dann kam die Depri zum vorschein. Hatte vorher wohl mit Alk verdrängt, jeden Tag aufs Neue. Bin seit 2007 bis heute in fachärztlicher Behandlung, konnte 2008 in echte Altersteilzeit (halbe Wochenstunden) und jetzt zum 01.11.2014 mit 63 die neue Rente nutzen. Habe aber noch alle paar Wochen das Problem, morgens deswegen nicht aus dem Bett zu kommen, erst gegen Mittag kann ich mich dann soweit aufraffen, um aufzustehen.


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10.03.2015 13:50
avatar  Karin
#4
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Ich kenne Depressionen zu gut. Bin auch deshalb seit 2008 berentet. Besonders bei Frauen stellt sich die Frage: Trinken sie weil sie Depressionen haben oder haben sie Depressionen weil sie trinken. Alles andere als hilfreich sind Bemerkungen wie: "Man muss sich nur zusammenreißen. Das haben alle mal" .
Nachdem ich mit Tabletten eingestellt war, hat mir der Neurologe empfohlen über ein Tier nachzudenken. Seit dem hab ich meine Susi. Und es hat bei mir funktioniert. Mindestens 3x am Tag Gassi und das erste mal gleich früh am Morgen. Anfangs gab es schon noch mal einen See in der Wohnung. Jetzt ist das frühe Aufstehen viel leichter geworden und der Fußboden bleibt trocken.


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12.03.2015 05:32
avatar  Theodor
#5
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Zunächst muss ich sagen dass ich mein Leben lang ein strikter Gegner von Tabletten war. Erst recht als ich von Ärzten quasi Abhängig gemacht worden bin. Gut das war in einer Zeit(so um 1999), als es bei mir und meinen Suff lebensbedrohend geworden war. Trotzdem bestärkte es mich drin, keine Tabletten mehr! Seit meinem Schlaganfall änderte sich das, ich musste Tabletten nehmen (und nicht zu knapp).
Wie ich oben schon beschrieben habe, trafen mich meine Depressionen wie ein Schlag in die Magengrube! Nüchtern. Und grade das, wie gelähmt im Bett liegen und sich seiner Situation voll bewusst zu sein, war das schlimmste für mich. Das ist wie mit dem Trinken, das kann keiner, der es nicht selbst erlebt hat, richtig verstehen.

Heute ist Psychopharmaka ein Segen für mich, morgens zum aufputschen, mittags gegen meine Alkoholsucht und abends zum runterkommen. Hört sich schlimm an!!!
Aber es war ein harter Weg um dahin zu kommen. Es brauchte einen verdammt guten Arzt und viel an Graft und Geduld (was ich eigentlich noch nie hatte) von meiner Seite um das richtige zu finden.

Heute frage ich mich nicht mehr beim Hinausgehen:
„Nehme ich den Fahrstuhl oder den direkten Weg“

Theodor


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13.03.2015 11:55
avatar  Texi
#6
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Theodor, das mit dem Segen der Psychopharmaka ist wohl ein Scherz? Noch nie was von Suchtverlagerung gehört? Ich muss allerdings eingestehen, dass ich auch ein Antidepressivum einnehme. Bekam ich eigentlich gegen neuropathische Schmerzen, aber es ist das erste das wirkt. Vielleicht wirkt es auch, weil ich trocken bin. Früher habe ich oft Pillen und Alkohol kombiniert und ein guter Pharmakologe hat mir erklärt, dass Antidepressiva aus irgenwelchen Gründen nicht wirken wenn gleichzeitig Alkohol getrunken wird. Was sagt uns das? Nicht saufen!
Das mit dem Fahrstuhl habe ich nicht kapiert??

LG Texi


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13.03.2015 14:12 (zuletzt bearbeitet: 13.03.2015 14:21)
avatar  Theodor
#7
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...natürlich meine ich das ernst! Ich weis ja nicht ob du das kennst über Monate, bei mir war es oft über ein halbes Jahr, in einer wirklich grausamen Depression gefangen zu sein. Nicht mehr ein noch aus zu wissen und Tag täglich mit Selbstmordgedanken rumzuhängen!
Es wäre mir scheißegal gewesen ob Tabletten mich abhäng gemacht hätten! (meine tun das nicht!) ...was nützt es mir nicht von Tabletten abhängig zu sein und stattdessen wieder an der Flasche zu hängen oder aus dem Fenster zu springen!

...natürlich meine ich das ernst! Die Psychopharmaka ist ein Segen für mich!

Heist ja nicht das es das für jeden sein muss.

Theodor


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