…und wie man doch immer wieder daran Stößt.

10.01.2016 11:50
avatar  Theodor
#1
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Ich war dieses Jahr an Sylvester zum ersten Mal, seit mindestens fünfzehn Jahren auf einer Familien Feier eingeladen. Es ist für mich unfassbar gewesen, erstens „Ich“ und zweitens was in mir vorgegangen ist.
Es war schön! aber auch Verheerend was in mir abging, ich meine, da war ich nun zwischen lauter freundlichen und fröhlichen Menschen, tat als wäre ich das auch, doch meine Gedanken hingen nur an Vergangenen und verpasstem nach.
Ich erwischte mich dabei das ich sagen wollte: „ich gehe ein bisschen an die frische Luft“ und daran das ich genau wusste wo die nächste Tankstelle war (ich habe sie mir scheinbar schon auf dem Hinweg genau eingeprägt?!)
„Warum wollte mich nie jemand dabeihaben, vielleicht hätte mir das damals geholfen? Da, wo ich es doch am meisten gebraucht hätte!“
Ich erinnerte mich an Momente, Weihnachtstage wo ich den Film >Vinzenz van Goch< mit Kirk Douglas in dauerschleife laufen ließ, um seine Ansprache an seinen Bruder >Theo< zu hören.
Hier hörte ich andauernd, na Theodor, …willst noch ein Stück Torte? Na Theo, …noch nen Kaffee? Na Theodor, auch ne Sekt? Ach ne, …darfst du ja nicht Trinken.
Ach ja …darum war ich ja nie eingeladen, keiner konnte mein zerstörtes Gesicht sehen, immer mehr zerstörtes Gesicht das ich beim Trinken bekam, ertragen! Ich war so froh als ich im Hotel ankam und die Decke über mir zuschlagen konnte und zum ersten Mal bekam ich vom Feuerwerk nichts mit.Am nächsten Tag dachte ich noch den ganzen Tag darüber nach, und ich redete mit meiner Freundin darüber. Das tat gut! Und ich war auf einmal froh darüber, dass ich nicht zu trinken brauchte, dass ich diese Gedanken hatte, (egal wie weh sie auch tun!) denken konnte. Hätte ich getrunken, hätte ich sie nicht gehabt! Das wäre doch das einzig schlimme gewesen? Ich denke, kann erkennen, das ich eben auch in angenehmen Situationen aufpassen muss. Und mit Abstand denke ich auch das das es gut war, und ich bin auch ein bisschen stolz auf mich, dass ich das wahrnehme konnte.

Theodor


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10.01.2016 21:53
#2
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Hallo Theo,
es ist eine schwere Zeit der Weg aus der Sucht, aber es ist der richtige Weg zu einem selbstbestimmten Leben. Sicher sind drei Jahre noch ausbaufähig, aber doch schon eine stramme Leistung, sagt Dir jeder, der diesen Weg gegangen ist. Mit der Einladung zur Familienfeier zeigen Dir aber die Menschen, das sie wieder an Dich und Deine Abstinenz glauben. Andererseits wissen sie nicht wie sie mit Dir umgehen sollen, weil sie zu wenig über die Sucht wissen, das beweist der Satz mit dem Ochsen. Ich sehe es ein bisschen als unsere Aufgabe an zu informieren, aber nur die Mitmenschen die ein wirkliches Interesse daran haben. Vorgefaste Meinungen kannst Du nicht durch Wissen ersetzen, da lohnt sich auch die größte Anstrengung nicht. Menschen die nicht süchtig sind haben kein Problem mit dem Aufhören und können sich nur schwer vorstellen, dass es auch anders sein kann.
Deine Gedanken zeigen mir das Du auf dem richtigen Weg bist. In den ersten Monaten der Abstinenz bin ich des Öfteren nassgeschwitzt aufgewacht und musste mich umziehen, sonst wäre ich im Bett abgesoffen. Der Schlaf bringt Erholung aber das Gehirn schaltet nicht ab, sondern arbeitet alles auf, Erlebtes, Gefühle und vieles mehr. Aber das legt sich mit der Zeit. Du hast doch sicher noch Zugriff auf einen Therapeuten oder einen verständigen Hausarzt, sprich mit dem mal über die Tabletten, ich kann verstehen das du nicht wieder ins nasse Leben abrutschen möchtest aber Deine Stütze ist die Gruppe. Für mich ist es wichtig das ich nie vergesse, wie ich mich bei der Entgiftung gefühlt habe.
Leider habe ich keine Therapie gemacht und alles nur mit einem wirklich guten Hausarzt und der Gruppe aufgearbeitet, ich habe mich zu Tode geschämt ein Alkoholiker zu sein. Heute bin ich froh einer zu sein (was viele nicht verstehen) denn ich lebe anders und besser. Wichtig ist für mich mein zweiter Geburtstag den ich am 28.Januar wieder feiere mit Geburtstagskuchen in der Gruppe den mir meine Frau auch gerne macht, denn auch Ihr Leben ist durch meine Abstinenz besser geworden.
Eine schöne Zeit wüscht Dir Heinrich


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