Rückfall Vorbeugung

27.03.2015 08:17 (zuletzt bearbeitet: 27.03.2015 10:42)
avatar  Theodor
#1
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Rückfall Vorbeugung

Vielleicht muss man erst einmal klären, wann ein Rückfall überhaupt beginnt? Vielleicht kann es auch ein Rückfall in alte Verhaltensmuster sein, lange bevor es zum Saufen kommt! Ich persönlich glaube nicht daran das ein Rückfall aus heiterem Himmel kommt, er kündet sich an. Bei mir waren es oft schon die Gedanken an das entlastungstrinken (z.b. …dieser eine schluck, nachdem ich schlimme Gedanken an die Vergangenheit hatte). Es ist ein stetiger Lernprozess, man muss Achtsam sein (man sollte die Achtsamkeit auch so gut wie möglich schulen) um bereits im Vorfeld die Signale zu erkennen.

Voraussetzungen

Ich möchte an dieser Stelle einige Möglichkeiten aufzeigen die mir persönlich geholfen haben. Grundsätzlich habe ich einen Alkoholfreien Haushalt, das ist wichtig für mich, weil ich damit auch einen geschützten Rahmen habe den ich jederzeit auch als Fluchtweg nutzen kann. Auch der Weg den ich machen muss um mir Alk zu besorgen, spricht dafür keinen Alk im Haus zu haben, während der Zeit zum nächsten Laden, habe ich auch die Zeit die Entscheidung zu überdenken. Auch habe ich in der Anfangszeit immer darauf geachtet das der Kühlschrank voll war und immer genug Wasser zu Hause war, Hunger und Durst kann dem Verlangen nach Alk sehr ähnlich sein!

Die Selbsthilfegruppe

Der besuch meiner Selbsthilfegruppe ermöglichte mir nicht nur die Auseinandersetzung mit meinen eigenen Auslösern, die mich zum Trinken gebracht haben zu suchen, sondern ich sammelte dort auch jede Menge an Lebenserfahrungen, die andere auf ihrem Weg unterstützt haben. Mir wurde klar, wie sinnvoll es ist, sich immer wieder mit dem Thema Sucht zu befassen. Oft hörte ich dort wie schwer es den meiste fällt „nein“ zu sagen. Das wollte ich dann bei mir nicht zulassen, deshalb achtete ich darauf, mir keine Aufgaben oder Pflichten auferlegen zu lassen, die mich überfordern und meine Stabilität gefährden könnten. Das zu lernen war auch ein längerer Prozess, der sich allerdings lohnte, denn dadurch wuchs auch meine eigene Zufriedenheit. Im regelmäßigen Austausch mit anderen Gruppenmitgliedern (…gestern noch hatten wir das Thema) profitiere ich davon wie andere damit umgehen!



Wenn ich aber auch alle mir bekannten Sicherheitsmaßnahmen umgesetzt habe, bin ich vor kritischen Situationen, die eben unvorbereitet auftreten können, nicht gefeit.

Hier beginnt meine Frage an euch, ich bin sicher dass jeder seine eigenen Maßnahmen besitzt?
Es wäre schön wenn ihr dieses Thema erweitern könnt, nicht nur für mich. Ich denke da auch an unsere zahlreichen Gäste!

Theodor


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27.03.2015 10:40
avatar  Willi
#2
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Das würde mich auch sehr interessieren! Ich habe mir noch nie Gedanken darum gemacht, merke aber immer mehr das es ein wichtiges thema ist.


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28.03.2015 19:30
avatar  ( Gast )
#3
Gast
( Gast )

Dazu fällt mir ganz viel ein!
Ich möchte gern unterscheiden zwischen Rückfällen, oder Saufpausen, wenn jemand am Beginn seines Weges in die Tockenheit steht und wenn die Abstinenz schon gefestigt ist. Für mich ein großer Unterschied, natürlich ist das bei jedem anders.
Bei akutem Saufdruck hat mir geholfen :
Viel trinken, etwas essen (bevorzugt Schokolade)
Raus aus der Situation, z.Bsp. den Raum verlassen wo getrunken wird
Etwas ganz anderes tun, möglichst eine Beschäftigung die auch das Gehirn fordert
Mit jemandem reden oder anrufen. Das wird von vielen als ganz wichtiges Mittel gesehen, ich muss gestehen ich habe es nie gemacht, nie gekonnt
Raus gehen, unter Menschen oder spazieren gehen, aber nur wo kein Geschäft oder Kneipe ist.
Demnächst folgt mehr, ich kann mich nicht mehr konzentrieren.

LG Texi


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28.03.2015 23:17 (zuletzt bearbeitet: 28.03.2015 23:24)
avatar  Karin
#4
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Das ist wirklich ein umfangreiches Thema. Ich bin auch der Meinung, dass sich hier jeder seinen eigenen Weg suchen muss. Ich bin heute dankbar über die Rückfälle,die ich am Anfang hatte.Irgendwie wollte ich es wohl nicht wahr haben...nie wieder einen Schluck Alkohol trinken. Irgend wie war da auch der bockige Gedanke; " Das gönnt dir bloß keiner." Dann nach 1 1/2 Jahren der runde Geburtstag meiner Mutti und Um vielen Fragen aus dem Weg zu gehen, zum Anstoßen, ein Schluck Sekt. Es ging gut Keine Probleme. Bei der nächste Gelegenheit ein Bier, dann jeden zweiten Abend und plötzlich hatte ich morgens schon ein Bier offen. Hatte ich dann den körperlichen Entzug überstanden, war ich mit mir selber wütend. Irgend wann ging der Schalter im Kopf um und ich hatte kapiert, dass ich nach dem ersten Schluck nicht mehr aufhören kann bzw will. Anfangs habe ich auch einen alkoholfreien Haushalt gehabt. Dieses würde ich jedem anraten.
Da ich nicht mehr alleine lebe und auch nicht verlangen will, dass alle anderen in meiner Nähe keinen Alkohol trinken, gibt es zu einigen Anlässen Alkohol. Das hat ein paar Jahre gedauert. Inzwischen bin ich doch ein Stück weit stabil, so daß es mir nichts ausmacht. Aber es kann immer mal eine heikle Situation geben, Das nächste Glas steht bei mir auch nicht weiter weg wie bei den anderen.

Wichtig ist für mich, nie zu vergessen wie es mir früher ging.
Es macht mich wütend, wenn jemand behauptet, ich brauche mir doch nach so einer langen Trockenzeit keine Gedanken mehr machen. Diese Leute nehmen mich nicht ernst denn ich kann auch nach 20 Jahren noch Rückfällig werden.
Sobald ich mich unwohl auf einer Feier fühle, verlass ich diese. Mein Partner weiß Bescheid und versteht das. Da alle in meinem Umfeld Bescheid wissen, gibt es auch kein Gerede.
Ich habe fast immer eine Tüte Erdnüsse zu hausei,so habe ich was für die unruhigen Finger.
Ansonsten : Je nach Situation, zur Freundin zum Reden
Oder putzen. Auf keinen Fall hinsetzen und grübel.

Liebe Grüsse vonKarin.


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31.03.2015 10:35
avatar  Texi
#5
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Teil II

Zu den Ausführungen oben möchte ich noch erwähnen was besonders hilfreich sein kann:
Ein alkoholfreier Haushalt. Ich muss dazu sagen, ich hatte nie ein alkoholfreies Umfeld. Nach meiner ersten Entgiftung kam ich zurück in ein Haus voller Alkohol. Mein ältester Sohn hat mich unterstützt
und unsere Wohnung ausgeräumt. Dem jüngeren war das scheinbar egal, im Keller war immer Bier
und ein Fass Apfelwein. So ist das bis heute. Dazu kam, dass ich bei Schlecker gearbeitet habe, den
Alkohol in allen Formen vor der Nase.

Bei meinen Rückfällen (ausser ganz am Anfang) war es nie so, dass ich spontan Suchtdruck bekam.
Es hat sich immer schon länger vorher angekündigt. Heute erkenne ich die Anzeichen und kann rechtzeitig gegensteuern. Ein Hauptgrund zum Saufen waren depressive Stimmungen, richtige Depressionen und seit ich die im Griff habe, ist auch Ruhe mit dem Trinken. Deshalb tue ich ganz
viel dafür nicht mehr in seelische Tiefs zu geraten. Dafür arbeite ich jeden Tag. Ich nehme allerdings auch ein Antidepressivum. Ich habe schon viele probiert, nichts hat wirklich geholfen. Vor einiger Zeit habe ich dann erfahren, dass diese Mittel bei Alkohokonsum nicht oder kaum wirken. Deshalb
hat das letzte dann angeschlagen. Später mehr.


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01.04.2015 09:39 (zuletzt bearbeitet: 01.04.2015 10:12)
avatar  Theodor
#6
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Die Achtsamkeit, wie ich oben schon einmal erwähnte, ist was mir grade im Moment unheimlich hilft! und das reden, schreiben reden!!!
Wie ich vor kurzer Zeit schon berichtete >> Urlaub<< habe ich im Moment schon ganz schön zu kämpfen mit dem Alkohol. Beispiel: ich hatte am Montag Führerschein Prüfung. Ich hatte immer gesagt das ich, wenn ich es schaffen würde mindestens Zwei Jahre Trocken zu sein, würde ich in mir wiederholen. Jetzt war es also so weit, und was geschieht an dem Morgen mit mir!? Die ganze Zeit war ich ruhig und gelassen gewesen aber je näher der Termin rückte (13:30Uhr) desto gribbelischer wurde ich. Um elf Uhr bekam ich schon wieder Schweißausbrüche, zitterte am ganzen Körper, ICH BRAUCHE WAS ZUM TRINKEN! ICH HALTE ES NICHT AUS!!! Ich wollte Friedel anrufen, irgendwie konnte oder wollte ich das Telefon nicht finden. Wieder war ich soweit die Wände hochzugehen.
Dieses mal machte ich was für mich ganz neues: Ich begann mich ins Gebet zu holen und das ganz schön laut: „WAS WILLST DU DEN MACHEN? …WIE FRÜHER? ……………………………………………………..!?
Ich hab mit mir selbst geredet und geredet (LAUT) und als meine Freundin um 13:00Uhr kam um mich dort hinzufahren hab ich ihr das alles sofort erzählt und wurde wieder ruhiger. Was soll ich sagen, hab bestanden.
Aber ich merkte auch dass es nicht die Prüfung war. Ich merkte dass es genauso eintreten kann wenn es einem gut geht, denn es geht mir gut! und wenn das der Fall ist muss ich eben auch dann sehr achtsam sein. Ich merke auch dass es nicht gut ist einfach über solche Situationen hinwegzugehen (wie Früher). Man muss darüber reden. Und noch etwas merke ich, es tut mir gut solche Situationen auch hier zu teilen!

Theodor


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01.04.2015 13:08
avatar  Friedel
#7
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Genau so mache ich es heute auch noch Theo. Wie oft war ich schon in solchen Situationen und habe mit mir geredet, gehadert und dann zum guten Schluss mich auch noch in den Senkel gestellt. Mein Gott sind wir schwierig, von oben bis unten und wieder zurück. Aber auch noch sehr verletzlich, empfindlich und oft auch sehr ungerecht. Denn irgendwann, wenn du wieder mal so richtig auf dich schimpfst und neidisch bist auf Andere.....dann kommt auf einmal das Erkennen, die Dankbarkeit und Demut hervor. Ich sage mir häufig: Was führst Du heute für ein tolles, oft zufriedenes Leben, ohne ständig ans Saufen denken zu müssen, zu lügen, Stoff zu klauen, andere Menschen benutzen für irgend einen Mist, nur damit Du an Stoff kommst, etc.etc..
Theo, wir beide können heute, ich betone "heute" in den Spiegel sehen und uns vielleicht, aber nur vielleicht, auf die Schulter klopfen und sagen: Ich habe heute nichts getrunken und das ist das Tollste was ich machen kann für mich. So lebe ich, Stunde um Stunde, Tag um Tag, Monat für Monat und dann wurden für mich auch Jahre daraus.
Mein Spruch begleitet mich täglich:
Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann.
Den Mut, Dinge zu ändern die ich ändern kann
und die Weisheit,
das eine vom anderen zu unterscheiden." (Mein Lebensbegleiter)


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01.04.2015 17:16
avatar  ( Gast )
#8
Gast
( Gast )

Ja Theo, die Achtsamkeit ist das A&O für jemanden, der trocken bleiben will. Bei so zwei Vorfällen
wie du sie in kurzer Folge hattest, würden bei mir alle Glocken klingeln. Alarmstufe dunkelgelb.
Du meinst, es war nicht die Prüfung, ich glaube aber sie hat bei dir im Unterbewusstsein etwas
ausgelöst. Zu dem Denkansatz habe ich was gelesen, ich zitiere es mal.
, Im Körper wird immer ein Stück Vergangenheit festgehalten. Seelische Gewohnheiten führen zu bleibenden Verknüpfungen im Gehirn. Bei jedem neuen Erlebnis mischen sich die früher eingeprägten Wahrnehmungen unbemerkt in den aktuellen Wahrnehmungsprozess mit ein, indem sie die Urteils-bildungen und Handlungsimpulse von der unbewussten, körperlichen Seite beeinflussen.......
Diesen von der Vergangenheit kommenden, unbewussten Impulsen steht beim Menschen die Fähiigkeit zu einer ganz bewusst, im Hier und Jetzt geführten, neuen Denktätigkeit gegenüber. Sie
funktioniert nicht automatisch, sondern muss von uns, von unserer Ich-Tätigkeit, die im Nervensystem wirksam wird, aktiv mühevoll geführt werden.``
Das ist die Aufmerksamkeit, die man den Impulsen aus seinem inneren widmen muss. Und dass
man ihnen entschieden entgegentreten kann. Mit seinem inneren Ich reden und diskutieren ist da genau richtig.
Nach meiner ersten LZT war ich über 3 Jahre trocken, alles schien gut. Dann hatte ich wochenlang
so ähnliche Vorfälle wie du, einige Male. Aber es ging ja immer wieder vorbei. Bis zu meinem Rückfall
eines Tages, da ging der Saufdruck nicht mehr weg und ich habe gespürt wie mächtig der Alkohol ist.
Im Nachhinein, bei der Aufarbeitung des Rückfalls habe ich erkannt wie und weshalb der Alkohol
wieder Macht über mich bekam.
Deshalb immer: Holzauge sei wachsam!

LG Texi


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01.04.2015 23:29
avatar  Robert
#9
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Hallo Theo, Deine Lösung des akuten Sauf-drucks hat funktioniert - Du hast die Situation gemeistert. Prüfung bestanden - ohne Alkohol - alles gut ?
Du warst aber auch sehr mutig. In der Anfangszeit diese Situationen fast alleine durchzustehen muss nicht sein. Meine Telefonnummer hast Du doch auch, mach`s Dir nicht unbedingt schwer. Wenn Du Dir recht sicher bist, dass nix passieren wird ist solch eine Lösung gut. Ein bisschen Werbung an dieser Stelle: Wenn nicht Telefon / Besuch eines Gruppenmitgliedes oder so dann gibt es auch noch unser Forum.
In solche Situationen wird man sein ganzes Leben lang hineinkommen. Es gibt immer wieder auch Situationen, die man mit Alkohol verbindet, weil man sie früher nur mit Promille bewältigt hat oder auch nur daß das Glas Bier am Nachbartisch Dir gerade jetzt ins Auge fällt. Achtsamkeit wird das ganze Leben lang eine große Rolle spielen. Dafür gibt es dann die gemeisterten Situationen durch die man mit der Zeit Vertrauen in sich selbst aufbaut.
Ein Haus baut man auch mit mehreren Steinen. Vielleicht kann man für Deine alleine durchgestandene Situation auch zwei Steine werten anstatt einem, wenn Du angerufen hättest. Du kannst jedoch nur Stein für Stein verlegen. Am Anfang (der ist nunmal nach zwei Jahren nicht unbedingt vorbei) geht das Bauen noch langsamer. Die Übung kommt mit der Zeit. Irgendwann holt man sich auch mal drei/vier Steine und kann sicher damit umgehen.
Was ich sehr sehr gut finde, Du machst eine sehr gute Nachbearbeitung. Du gehst offen mit dem Erlebten um, schreibst es Dir von der Seele. Du setzt Dich einfach damit auseinander. Es gibt leider zu viele, die das nicht tun. Zum Thema Rückfall vorbeugen: genau das ist von meiner Sicht aus einem Rückfall vorbeugen. Situationen meistern und darüber reden. Im Freundeskreis in der Familie - in der Selbsthilfegruppe oder auch im Forum. Ansonsten sich seinen eigenen Notfallkoffer basteln aus den Erfahrungen anderer seine eigenen zusammenstellen.
LG Robert


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